Sabine Hafner (Erfahrungen einer Wanderreiterin)

Kunststoffbeschlag - eine Alternative zum Eisen

Ohne Huf kein Pferd - aber ohne Pferd auch kein Huf.
Kommentare wie diese veranlassten mich dazu, die Verantwortung für die Hufe meiner Pferde selbst zu übernehmen und mein Wissen darüber zu vertiefen.
Man muß sich mit sehr vielen Meinungen auseinandersetzen, um irgendwann seine eigene zu finden, man sollte dabei aber nie vergessen, daß der Huf ein wichtiger Bestandteil eines lebenden Organismus ist.
"Barfuß laufen ist gesund", dennoch trägt der Mensch Schuhe, um seine Füße vor Verletzungen und Abrieb zu schützen. Würde sich ein Leistungssportler Eisenplatten unter seinen Füßen befestigen oder bevorzugt er Kunststoff? Hier fällt jedem von uns die Antwort leicht, warum nicht auch bei unseren Pferden eine Art von "Nike Air Turnschuhen" oder ähnliches versuchen.
Ich selbst habe mich für Kunststoffbeschläge entschieden. Gespräche mit Hufschmieden und Tierärzten, sowie Fachliteratur und Hufkurse in den letzten Jahren brachten mich zu dieser Entscheidung. Nach einigen Tests mit den unterschiedlichsten Kunststoffen habe ich mich für die Marathons entschieden.
Das Material der Marathons ist durchsichtig, was nicht nur auf einen "guten" Kunststoff schließen läßt, sondern hat auch einen angenehmen Nebeneffekt, daß beim Aufnageln die weiße Linie zu sehen ist. Sollte einmal ein Nagelloch nicht passen, ist es kein Problem mit einem 2er Holzbohrer ein Loch an die richtige Stelle zu plazieren. Ein weiterer wichtiger Vorteil dieses Beschlages ist, daß die Nägel vollständig versenkt werden und somit die Vibrationen, die durch das Aufhufen entstehen nicht direkt über den Nagel in den Huf und die Gelenke weiter gegeben werden. Dämpfung und die gute Handhabung waren für mich die ausschlaggebenden Faktoren für die Entscheidung mit Kunststoff zu beschlagen. Man hört auch immer wieder, daß der Kunststoffbeschlag "sofort" abgelaufen wäre. Dies kann ich nicht bestätigen. Ich habe jahrelang mehrere Pferde mit Eisen beschlagen lassen und immer mußten sie nach 6 Wochen runter, da es sich nur noch um dünne Plättchen handelte.

Jetzt mit den Kunststoffbeschlägen ist die Beschlagsperiode auch noch länger, schon alleine dem Strahl und des Hufhorns zuliebe, aber von hohem Abrieb kann wirklich nicht die Rede sein. Je nach Belastung könnte ich nach einer sechswöchigen Beschlagsperiode die alten Platten nochmals verwenden. Da der Preis einer Platte bei ca. 10,00 DM liegt, habe ich bisher allerdings immer neue verwendet. Die alten Beschläge bieten sich aber noch als Ersatzbeschlag für unterwegs an, falls doch mal "was wegfliegt". Der Weg, auf das Material Kunststoff umzusteigen, war für mich keine leichte Entscheidung. Fundamentale Aussagen wie "Kunststoff is nix" oder "die halten sowieso nur von zwölf bis Mittag". Stellt man sich nun die Frage: Ja oder Nein! Da wird einem das Umsteigen nicht leicht gemacht. Letztlich haben mich die Faktoren überzeugt. Kunststoff ist das Material, das derzeit auf dem Markt dem Hufhorn am nächsten kommt. Denken Sie doch einmal an Asphalt oder regennasse Wiesen, der "Schlittschuheffekt" ist manchmal beängstigend, wenn ein Pferd mit Eisen in Schleudern gerät. Mit Kunststoff habe ich da bessere Erfahrungen gemacht.

Abschließend möchte ich noch sagen, daß es natürlich eines jeden eigene Entscheidung ist, mit Kunststoff oder Eisen zu beschlagen, aber stimmt es nicht, daß man es sich oft zu einfach macht. Der Eisenbeschlag wird anstandslos von jedem Hufschmied angebracht. Der Kunststoffbeschlag ist nicht "jedes Schmieds" Sache.

Sabine Hafner
Bericht: Sabine Hafner als PDF-Datei

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